Claudia Kefferpütz
Zukunftsweisendes Beratungskonzept des Zentralverbands des Deutschen Kraftfahrzeuggewerbes ausgezeichnet im FitDeH Wettbewerb „Exzellente Beratung für ein zukunftsfähiges Handwerk“
Interview mit Frau Claudia Kefferpütz in Ihrer Funktion als Referentin für Berufsbildung beim Zentralverband des Deutschen Kraftfahrzeuggewerbes (ZDK) zur ausgezeichneten „Initiative AutoBerufe – Mach Deinen Weg!“
Frau Kefferpütz, Sie beschäftigen sich mit den Herausforderungen der Zukunft für Handwerksbetriebe – was hat sich in den letzten Jahren geändert?
Auch wenn wir mit unserem Hauptberuf, dem Kfz-Mechatroniker, weiterhin ganz oben auf der Beliebtheitsskala sind, müssen unsere Betriebe durch den demografischen Wandel verstärkt in die Nachwuchssuche investieren, um auch weiterhin den benötigten Fachkräftebedarf zu decken.
Die abnehmende Zahl an Schülern, die die Schule abgeschlossen haben, kann zwischen über 300 Ausbildungsberufen plus einigen Tausend Studienmöglichkeiten wählen. Hier müssen wir uns als Branche sowie jeder Ausbildungsbetrieb für sich als moderner, attraktiver Arbeitgeber positionieren, um uns von anderen Ausbildungsbranchen abzuheben. Auch aufgrund des demografischen Wandels wird es für die Betriebe zunehmend schwieriger, freie Ausbildungsstellen mit geeigneten Bewerbern zu besetzen. Der Wettbewerb um den qualifizierten und engagierten Nachwuchs hat längst begonnen. Unsere Betriebe müssen sich nun bei den Schülern bewerben und nicht mehr umgekehrt.
Eine Herausforderung, bei der wir als Verband unterstützend mit der Intiative „AutoBerufe – Mach Deinen Weg!“ helfen.
Zudem bietet das Kompetenz- und Transferzentrum FitDeH viele hilfreiche Informationen, Studien und Denkanstöße im Bereich der demografischen Entwicklung. Diese nutzen wir gerne für unsere Arbeit.
Was ist die größte Herausforderung vor der Betriebe stehen?
Die größte Herausforderung für unsere Betriebe ist hierbei sicherlich, bei der Nachwuchsrekrutierung umzudenken und sich als Arbeitgeber bei den jungen Menschen zu bewerben. Um den Fachkräftenachwuchs zu sichern werden die Betriebe in Zukunft zunehmend neue Formen in der Ansprache der Nachwuchskräfte nutzen– wenn wir nur einmal an Internet und Social Media denken sowie ganz neue Bewerbergruppen in den Fokus nehmen.
Für die Betriebe ist es wichtig sich als verantwortungsvoller und attraktiver Arbeitgeber zu präsentieren, bei dem die Ausbildung einen hohen Stellenwert besitzt. Auch die Entwicklungsmöglichkeiten im Betrieb sind den Jugendlichen wichtig und sollten aufgezeigt werden.
Sie sind mit der Initiative „AutoBerufe – Mach Deinen Weg!“ vom Kompetenz und TransferZentrum FitDeH ausgezeichnet worden. In wie weit beobachten Sie veränderte Anforderungen an die Betriebsberatung der Handwerksorganisationen?
Wir sehen eine erhöhte Anforderung an die Betriebsberatung hinsichtlich der genannten Veränderungen:
• Wie stelle ich mich als attraktiver Arbeitgeber dar?
• Welche Maßnahmen sollte ich als Betrieb in meine Nachwuchssuche einbinden?
• Wo finde ich meinen zukünftigen Nachwuchs?
• Wie gehe ich dabei sinnvoll und proaktiv mit dem Thema Internet & Social Media um?
• Welche Wertevorstellungen und Erwartungen bringen jungen Menschen heute mit und wie gehe ich als Arbeitgeber innerhalb der Ausbildung damit um?
• Wie binde ich den Nachwuchs langfristig an meinen Betrieb?
Das Tagesgeschäft fordert die volle Aufmerksamkeit der Betriebe und nun soll der Betrieb sich wesentlich intensiver mit der Nachwuchssuche beschäftigen, wo doch der Nachwuchs früher von alleine zu ihm gefunden hat. Hier ist es unsere Aufgabe, dem Betrieb genügend praxisorientierte Informationen und Hilfsmittel an die Hand zu geben, um ihm die Arbeit zu erleichtern. Gute Betriebsberatung zeichnet sich für uns dadurch aus, dass dem Betrieb praxisorientierte Tools an die Hand gegeben werden, die er leicht und schnell in seine Arbeit einbinden kann.
Wie haben Sie versucht das in der Initiative „AutoBerufe – Mach Deinen Weg!“ umzusetzen? – Was war ihre Idee?
Der ZDK führt die Initiative AutoBerufe gemeinsam mit den Automobilherstellern und Importeuren bereits seit 1983 erfolgreich durch. Bereits damals entstand die Idee, bundesweit eine markenübergreifende Gemeinschaftsaktion zur Nachwuchssicherung, -förderung und –rekrutierung zu betreiben, um den Kfz-Betrieben dabei zu helfen, auf lange Sicht, den Fachkräftebedarf zu sichern.
Zum einen führen wir bundesweit das Ausbildungsmarketing für unsere Branche durch – um bei jungen Menschen Interesse für die Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten im Kfz Gewerbe zu wecken. Zum anderen geben wir den Betrieben Tools an die Hand, um auf regionaler Ebene das eigene Ausbildungsmarketing für sich als Betrieb zu betreiben. Zudem haben wir Angebote erarbeitet, die die Autohäuser und Werkstätten dabei unterstützen den Nachwuchs optimal auszubilden und zu fördern. Alle Maßnahmen greifen in einander und sind damit mit einander verzahnt, so dass sie sich in ihrer Wirkung verstärken.
Wie sind Sie bei der Realisierung vorgegangen?
Auf der einen Seite arbeiten wir eng mit der Automobilindustrie und Betrieben bei der Erarbeitung unserer Aktivitäten zusammen. Auf der anderen Seite aber auch mit unseren Landesverbänden, Innungen. Auch die sogenannten Meinungsbildner – also Eltern, Lehrer und Berufsberater sind eine wichtige Gruppe, die wir gezielt ansprechen. Wir sprechen regelmäßig die Wirksamkeit und Anwendungsmöglichkeiten der angebotenen Maßnahmen mit unseren Zielgruppen durch und verbessern diese stetig. Wir brechen die Informationen so weit herunter, dass Betriebe nützliche Tools für ihre Arbeit erhalten und wir mit allen Maßnahmen auch dort ankommen, wo sich unsere Zielgruppe, die Schüler, aufhält.
Zum Beispiel das Autohaus Wicke aus Bochum. Das nutzt zum einen viele Tools aus der Initiative und zum anderen arbeitet ein Vertreter des Autohauses aktiv innerhalb unserer Initiative mit, um uns Impulse und Bedürfnisse der Ausbildungsbetriebe mit auf den Weg zu geben.
Im letzten Jahr war das Autohaus Wicke Veranstalter einer Informationsveranstaltung für Berufsberater und Lehrer von allgemein bildenden Schulen. 160 Teilnehmer aus NRW haben sich an diesem Tage in dem Autohaus über unsere Ausbildungsberufe, Perspektiven und Anforderungen an zukünftige Azubis informiert. Hierbei sind auch wichtige Kontakte zu Schulen und Berufsberatern für das Autohaus entstanden. Eine Folgeveranstaltung ist für 2016 in Planung.
Was hat Sie überrascht, bzw. wo sind neue Erkenntnisse aufgetaucht?
Überrascht sind wir immer wieder, dass die Not bei vielen Betrieben anscheinend noch nicht groß genug ist und das Thema Nachwuchssicherung oftmals einfach noch nicht mit der nötigen Aufmerksamkeit und vor allem Kontinuität verfolgt wird. Auch wenn es derzeit noch gut funktioniert, der Fachkräftemangel wird in naher Zukunft zunehmen. Die Betriebe, die sich jetzt verstärkt vorsorgen und in die strategische Personalentwicklung und Rekrutierung investieren, werden dann im Wettbewerb weit vorn liegen. Das Kompetenz- und Transferzentrum FitDeH bietet dafür weitere Informationen und Studien. Dies sind wichtige Hinweise und Trends für unsere Arbeit.
Eine wichtige Erkenntnis für den Erfolg von Beratungskonzepten, die wir – auch aufgrund der ersten Zurückhaltung der Betriebe – gewonnen haben ist es die Informationen und Tools so zu gestalten, dass sie schnell und leicht in die tagtägliche Arbeit eingebunden werden können und damit den Betrieb entlasten. Außerdem sollten bei allen Überlegungen die Bedürfnisse der Zielgruppe „Schüler“ immer mit berücksichtig werden.
Ganz herzlichen Dank und weiterhin viel Erfolg!